Der Burgstock
bei Untereggatsweiler

Beschreibung der Burganlage

Die Turmhügelburg

Fünfhundert Meter entfernt von Untereggatsweiler erhebt sich der Hügel der ehemaligen Burg. Von ihm aus hatte man gegen Norden einen freien Blick auf Dorf und Kirche. Im Westen Richtung Braunenweiler verläuft ein leichter Höhenzug von dem aus das Gelände zum Wiesental hin abfällt. Ein Luftbild des Burghügels zeigt interessante Einzelheiten (Abb. 6). Es handelt sich hier um ein spezielles Verfahren, dem LIDAR-Oberflächenscan, das den Bewuchs ausblendet und unter der Erdoberfläche befindliche Strukturen sichtbar macht. Der Burggraben zeichnet sich als schwarze Verfärbung ab und ist nahezu quadratisch. Der Hügel erscheint etwas heller. Von der Mitte hin nach rechts verschoben ist eine helle quadratische Struktur sichtbar, vielleicht der Grundriss eines Gebäudes. Diese Verfärbung verläuft nicht parallel zu den Gräben sondern ist über Eck gestellt. Von der rechten oberen Ecke aus verläuft eine helle Ausbuchtung die sich über den Graben hinauszieht. Vielleicht deutet sich hier ein Zugang zum Hügel ab.

LIDAR Oberflächenscan
Abb. 6: Luftaufnahme des Burghügels mit LIDAR-Oberflächenscan

Die Bauweise der Turmhügelburgen oder Motten folgte bei aller Unterschiedlichkeit immer dem gleichen Schema. Auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel befand sich der mehrstöckige hölzerne Wohn-und Wehrturm für den Burgherr und seine Familie. Das Fundament bestand aus Feldsteinen, den oberen Abschluss bildete eine Wehrplattform als Ausguck und für Verteidigungsmaßnahmen. Palisaden direkt um den Turm sowie um Graben und Wall dienten als zusätzlichen Schutz. Am Fuße der Burg befand sich der Gutshof, von dem aus die zur Burg gehörenden Felder bewirtschaftet wurden, also die Stallungen für das Vieh und die Pferde, die Scheunen und die Unterkunft für das Gesinde. Auch dieser Bereich, die sogenannte Vorburg, war mit Wall und Graben oder Palisaden umgeben. Neben ihrer Wirtschaftsfunktion diente sie gleichzeitig als vorgeschobene Befestigung für die Hauptburg.

Brunsberg war nicht die einzige Motte in dieser Gegend. Im näheren Umkreis gab es eine ganze Reihe weiterer Turmhügelburgen. In Sichtweite stand die Burg auf dem Schlösslebühl bei Dürnau, dann kam die Bachritterburg in Kanzach unterhalb der Kirche, die Baumburg bei Hundersingen befand sich auf einem antiken Grabhügel, das Bürgle bei Heudorf/Mengen war eine große Anlage, die Burg bei Burgweiler/Ostrach befand sich am Rande des Pfrungener Rieds. Eingeebnet und verschwunden ist die Burg der Strahlegger bei Sießen und die der Ritter von Stuben bei Altshausen.

Ob es bei der Burg Brunsberg ebenfalls eine Vorburg und eventuell weitere Befestigungen gab, war bisher unklar. Der glückliche Fund einer Landkarte aus dem Jahre 1767 förderte hierzu überraschende Erkenntnisse zu Tage. Diese Landkarte eine „Mappa Geometrica“ (Abb. 7), wurde im Auftrag des Klosters Schussenried anlässlich einer Güterbeschreibung für die dem Kloster gehörenden Höfe in Eggatsweiler angefertigt.

Damals, im Jahre 1767, war noch die vollständige Burganlage im Gelände erhalten. Man erkennt die Hauptburg als rundes Areal mit dem umlaufenden Burggraben (Abb. 8). Südlich davon schließt sich das Gelände der Vorburg an. Ein mächtiger Wall diente als vorgeschobene Befestigung und schützte das gesamte Burgareal einschließlich der Vorburg gegen das ansteigende Gelände in Richtung Westen und an der Nordseite. Die Vorburg hebt sich deutlich von der Umgebung ab. Auch sie scheint mit Wall und Graben befestigt gewesen zu sein und diente somit an der Südseite als Annäherungshindernis.

Bei genauerer Betrachtung der Karte zeigt sich, dass die Straße von Untereggatsweiler her am östlichen Burggraben entlang direkt auf die vorspringende Ecke der Vorburg zulief. Hier, an dieser verkehrsgünstigen, dem Dorf zugewandten Stelle wird sich das Burgtor befunden haben. Im weiteren Verlauf machte die Straße einen nahezu rechtwinkligen Knick und verlief außen am Wall der Vorburg entlang weiter. Diese Straßenführung hat sich bis zum Ausbau der Straße in den 1960er-Jahren erhalten, wie die Karten von 1822 (Abb. 9) und 1951 (Abb. 10) zeigen.

Im 18. Jahrhundert, noch unter der Klosterherrschaft von Schussenried, entstand ein neues Gebäude, etwas abseits vom Burghügel, das stattliche Fachwerkhaus des heutigen Burgstockhofes. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts begann man die für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung störenden Wälle der Außenanlagen einzuebnen und die Gräben zu verfüllen. Auf der Karte der ersten Landesvermessung von 1822 ist der östliche Wall entlang der Straße verschwunden, die anschließenden Wälle sind noch erhalten und heben sich durch ihren Bewuchs deutlich vom Umfeld ab. Im Jahre 1848 nun schrieb der damalige Burgstock-Bauer an seinen nach Ungarn ausgewanderten Vetter „…die Wahlgräben (Wallgräben) um den Bühl (den Hügel) die früher als Trüb (Treibweide) benutzt wurden, sind übereinander geworfen und werden als angebautes Ackerfeld benutzt“.18

Mappa Geometrica
Abb. 7: Ausschnitt aus der "Mappa Geometrica" von 1767 - Umfeld der Burganlage
Ausschnitt Mappa
Abb. 8: Ausschnitt aus der "Mappa Geometrica" Das Burgareal mit unten der Vorburg, links der Wall, oben der Burghügel und rechts der vermutliche Eingang.
Karte von 1822
Abb. 9: Ausschnitt aus der Karte von 1822
Karte 1951
Abb. 10: Ausschnitt aus der Karte von 1951


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