Der Burgstock
bei Untereggatsweiler

Die Sage von der „Roten Nähre“

Anton Birlinger
Abb. 11: Anton Birlinger (1834-1891)

Die Geschichte des Burghügels wäre nicht vollständig ohne die Sage von der „Roten Nähre“ und dem Schatz im Burgstock. Sie ist in den meisten Sagensammlungen Oberschwabens enthalten, jedoch so gut wie immer ohne Angabe des Autors. Meistens geht die Erzählung jedoch auf Anton Birlinger19 zurück, ein katholischer Theologe und Germanist (1834 – 1891) der dem Zug der Zeit folgend, volkstümliche Sagen und Überlieferungen sammelte (Abb. 11). Er erzählt sie in seiner im Jahre 1874 veröffentlichen Sagensammlung wie folgt: „Der Schatz im Burgstock bei Braunenweiler. Buben hüteten einst in der Nähe des jetzigen Hofes Burgstock Rosse. Sie entdeckten auf dem Hügel ein Loch, und es ward gesagt, daß unten sich ein Schatz befinde. Die junge Schaar machte nun unter sich aus, daß einer von ihnen in die Tiefe hinunter gelassen werden müsse, um den Schatz zu heben. Zu diesem Behuf banden sie alle Roßzäume zusammen, und ließen so den Waghals in die Tiefe hinab. Vorher aber wurde bestimmt, daß er bei dem leisesten Schütteln wieder empor gezogen werden müsse. In dem unterirdischen Gewölbe sah er nun einen großen Trog, auf dem eine Nähterin mit roten Haaren saß, und neben ihr ein schwarzer Pudel. Er füllte seine Kappe mit Geld, gab alsdann das verabredete Zeichen zum Emporziehen, und kam wieder glücklich oben an. Das wirkte. Alsobald ließ sich ein zweiter hinab. Der war aber schon nicht mehr so glücklich als sein Vorfahrer; denn er konnte nur einen Hahnenfuß zeigen. Trotzdem entschloß sich noch ein Dritter zu diesem Wagestück., der kam aber nicht mehr an`s Tageslicht.“

 

 

Gedenkstein
Abb. 12: Gedenkstein für die am 8. Mai 1800
gefallenen österreichischen Soldaten

Birlingers Sagensammlung enthält unter dem Titel „Sturm und Wind über dem Schatze“ eine weitere Erzählung den Burgstock betreffend, die vermutlich anlässlich der Schlacht bei Ostrach 1799 oder der Schlacht bei Messkirch 1800 angesiedelt ist (Abb. 12).20 „In den letzten Kriegszeiten als die Oesterreicher in unserer Gegend Standquartier hielten, lagen in Ober-Eggatsweiler, nordöstlich vom Burgstock, etwa siben Minuten dem Orte des Schatzes österreichische Kürassiere. Bei einem wolkenlosen Himmel erhob sich plötzlich vom Hügel aus ein furchtbarer Sturm mit mächtigen Brausen und Sausen, erreichte aber weder die Häuser in Ober-, noch in Unter-Eggatsweiler. Auf beiden Plätzen herrschte vollkommene Windstille. Als die Oesterreicher dieses Sturmgebrause selbst hörten, und ihnen alles näher erzählt wurde, zeigten dieselben große Lust nach dem Schatze zu graben, unterließen es aber dennoch.
Vor dieser Begebenheit hauste ebenfalls am gleichen Orte Burgstock ein furchtbarer Sturm, der einen großen Birnbaum, welcher wol ein Klafter Scheiterholz gegeben hätte, entwurzelte, und denselben gegen Ober-Eggatsweiler vom Hügel aus fortschleuderte, wo er auf einer Wiese ungefähr 500 Schritte vom berührten Ort aufrecht stehen blieb.“



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